Das Mahnmal Wilhelmshöhe

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Das Mahnmal Bildhistorie

Das Mahnmal Wilhelmshöhe in Metzkausen – ein kurzer historischer Bericht.

Von Dr. H. Joachim Herrmann

Am 27.Juni 1871 veröffentlicht der Amtsvorsteher von Hubbelrath, Herr Löckenhoff von Gut Steineshaus eine  Acta spezialia:  betr. Denkmal Wilhelmshöhe:“ Aus der Euphorie über den Sieg über Frankreich wird die Bevölkerung von patriotischen Gefühlen überrollt, die in Denkmälern zur Huldigung dieser Gefühle einen sichtbaren Ort suchen.“ Es zeichnen in kurzer Zeit 50 Leute, allen voran Herr Löckenhoff, mit Geld und Gartengrundfuhren: so kommen schnell zusammen: 306 Thaler und 32 Fuhren Gartengrund für den Hügel.

Am 22.7.1871 wird beim Kaiser Antrag auf Umbenennung der Kibbenheide in Wilhelmshöhe gestellt. Diesem Antrag wird am 3.8.1871 stattgegeben und die Umbenennung im Kreisblatt Nr.64 vom 12.8.1871 veröffentlicht.

Am 17.7.1872 wurde das Grundstück gekauft, auf dem dann nach der Fertigstellung

am 2.9.1872  das Denkmal im Rahmen des „Sedanfestes“ eingeweiht wurde. Es  bestand aus einem Obelisken mit zahlreichen Inschriften, auf einem aufgeschütteten Hügel errichtet, um- geben von einem Zaun . Die Spitze des Obelisken krönte ein Adler mit aufgespannten Flügeln.

In den 90er-Jahren des ausgehenden 19ten Jhdt. wurden in Mettmann Bemühungen für ein eigenes Kaiser Wilhelm- und Kriegerdenkmal laut. Hierfür wurde ein eigenes Denkmalkomitee gegründet und fleißig Geld gesammelt. Als man aber den Preis für das Grundstück, das man an der Ecke Bahn-/ Bergstr. kaufen wollte, von der Bahn präsentiert bekam, wurde in einer geheimen Abstimmung des Komitees klar, dass die Mehrheit für ein Denkmal bröckelte und der Aktionismus schließlich ganz einschlief. Die Kaiserfigur des Denkmals sollte übrigens 2,65 m (!)  hoch werden.

Am 15.3.1897 gab es anlässlich des 100 sten Geburtstages des „siegreichen Kaisers“ einen Spendenaufruf für die Finanzierung einer Büste auf dem Denkmal Wilhelmshöhe und

ein Jahr später wurde der Adler durch  eine doppelt lebensgroße Büste des Kaisers Wilhelm I  ersetzt. Dieses so gestaltete Denkmal wurde am 11.Juni 1898  mit vielen patriotischen Reden und Zeitungssonderberichten eingeweiht. Der Adler verzierte nach dem ersten Weltkrieg nun den Eingang des um 1912 neu gebauten Amtes Hubbelrath in Peckhaus bis in die Anfang 1960er Jahre.

In den Kriegsjahren 1914-18 verfiel das Denkmal. Im Jahr 1921 gab es Initiativen zur Restaurierung, die Arbeiten zogen sich aber wegen der Inflation über Jahre hin.

1923 begann man mit der Errichtung der Granitsteinummauerung. Den im Krieg abhanden gekommenen Wilhelm I (Die Büste wurde in den letzten Wochen des Krieges noch von der Regierung in Berlin beschlagnahmt und eingeschmolzen) ersetzte man durch eine Kugel aus Kalkstein. Am 15.5.1927 wurde das restaurierte Denkmal dann wieder eingeweiht, inzwischen ergänzt durch ein Epitaph an der heutigen Rückseite:  hier befinden sich drei Muschelkalkplatten mit den Namen der Gefallenen und Vermissten des ersten Weltkrieges. Mit Hilfe eines kleinen Tricks konnten trotz der Verwitterung sämtliche Namen entziffert  und mit der offiziellen Liste im Archiv verglichen werden. Im Jahre 2013 wurde zum ehrenden Gedenken diese Namensliste (damit sie auch für jeden lesbar ist) in Form einer Stele vor dem Mahnmal aufgestellt.

Um 1935 hat es an der Wilhelmshöhe Bestrebungen zu Grundstücksveränderungen gegeben. Man war sich mit der Verwaltung einig, den Zugang zum Denkmal nach Osten zu verlagern und den alten Zugang zum Grundstück der Villa Bärenfeld einzugliedern. Es wurde eingemessen, aber die grundbuchliche Eintragung vergessen. In den 1950er Jahren sollte dann das Versäumnis nachgeholt werden, allerdings wollte der Nachbar des Denkmals die Vereinbarung großzügig erweitern. In diesem Zusammenhang ist auch der Begriff „Denkmalkrieg“ entstanden. Nachdem der freie Zugang zum Denkmal in Gefahr war, begehrte nun eine lose Vereinigung von Metzkausener Bürgern auf und bildete im April 1959 aus dieser Vereinigung von Metzkausener Bürgern den Bürgerverein Metzkausen, der sich die Erhaltung des Denkmals und seines Zugangs zur Herzensangelegenheit gemacht hatte und hat. 1960 erfolgte die Eintragung ins Vereinsregister.

Der Hartnäckigkeit der Verwaltung und des Bürgervereins ist es zu verdanken, daß das Denkmal frei zugängig blieb. Der Streit endete vor Gericht mit einem Vergleich, der den Vereinbarungen von 1935 im Wesentlichen entsprach.

Bei den Recherchen zum Denkmalkrieg fanden sich im Stadtarchiv Fotos, auf denen die heutige vordere (östliche) Stützmauer noch nicht zu sehen ist.  Ein paar Stufen führten in einem leicht ansteigenden Weg in die Ummauerung des Obelisken.

1963 drohte die südöstliche Mauer des Denkmals umzustürzen. Es wurden umgehend Arbeiten in Angriff genommen, die schließlich zum Aufbau der östlichen Mauer mit zwei Treppenzugängen zur oberen Ebene führten.

Am 25.6. 2003 erfolgte die offizielle Eintragung als Mahnmal in das offizielle Denkmalregister des Landes NRW.

Im Jahre 2008 wurde eine erste Restaurierung des Mahnmals durchgeführt: der Sockel des Obelisken erneuert, der Obelisk gereinigt. Vor dem Mahnmal wurde eine Stele mit der Geschichte der Wilhelmshöhe und den Namen der Vermissten und Gefallenen des 2.ten Weltkrieges aufgestellt.

Mit einem größeren Stiftungsbetrag konnten im Oktober 2012 die Fugen der Umgebungsmauern sowie der Obelisk von Grund auf erneuert, gereinigt und imprägniert, und am 9.11.2012 im Beisein der Stiftung, des Landrates und des Bürgermeisters  erneut eingeweiht werden.

Man muß festhalten, dass mit dem Epitaph für die Gefallenen des ersten Weltkrieges und mit dem Einlassen der Tafel auf der Vorderfront (Text: Den Toten der Kriege und den Opfern von Terror und Gewalt zum Gedächtnis der Nachwelt und den Lebenden zur Mahnung) im Jahre 1994 eine Umwidmung des Denkmals stattgefunden hat vom Siegermal mit patriotischem Schwerpunkt zum  Mahnmal in stillem Gedenken gegen jede Form von Gewalt, Terror und Krieg.

 

 

Literatur: Zeitungsberichte der Mettmanner Zeitung, der Rheinischen Post;
Fotokopien, deren Herkunft nicht mehr eindeutig zu klären ist;
Dr. Petrus Bockemühl: Gedenkstätte Wilhelmshöhe , Medamana Mai 2010
Ludwig Rasche: Hundert Jahre Kriegerdenkmal am Hassel , Medamana  April 1975
Eckart Mundt/Marlies Hackstein: Das Amt Hubbelrath – Eine historische Studie
1974; Eigene ausgedehnte Recherchen im Stadtarchiv